Ist eine private Krankenversicherung für Mediziner im Alter viel teurer als die gesetzliche Krankenversicherung?
Sehr häufig wird gegen private Krankenversicherungen eingewandt, dass sie im Alter unbezahlbar wird. Zunächst einmal werden in der PKV für das Alter Altersrückstellungen gebildet. Im höheren Alter würden die Beiträge auf Grund des erhöhten Risikos krank zu werden, ansteigen. Diese Rückstellungen sind dafür da, um die Beiträge im Alter (also bei Ärzten nach ihrer Karriere als Mediziner im Ruhestand) stabil zu halten. So wird dafür gesorgt, dass die PKV später eben nicht unbezahlbar wird.
Konkret bedeutet das, dass in jüngeren Jahren die Beiträge höher angesetzt werden, um somit Geld von den Beiträgen für das Alter anzusparen und die sonst höheren Beiträge im Alter auszugleichen. Die Altersrückstellungen bilden sozusagen ein Polster, dieses Polster wird zusätzlich vergrößert, indem die Rückstellungen angelegt und verzinst werden.
Zum Vergleich mit der GKV: natürlich kann es in individuellen Fällen sein, dass die Beiträge für die GKV mal günstiger sind als in der PKV. Um aber objektiv auf die Beitragsentwicklung zu schauen, lohnt sich der Blick auf die langfristige durchschnittliche Beitragsentwicklung.
Bedenken sollte man im Vergleich auch die Leistungen von PKV und GKV. Bei der PKV gibt es eine Leistungsgarantie, welche es bei der gesetzlichen Krankenkasse nicht gibt. Das kann bedeuten, dass zwar die Beiträge auf Grund der medizinischen Inflation in der GKV und PKV teurer werden, dafür aber die Leistungen in der PKV mindestens gleichbleiben, dagegen bei der GKV immer weiter gekürzt werden können.
Gründe für die medizinische Inflation ist der übliche Verdächtige: der demografische Wandel: die immer älter werdende Gesellschaft und die Weiterentwicklung der medizinischen Behandlungsmethoden. Auf diese Herausforderungen müssen natürlich die Krankenkassen reagieren.
Im konkreten Vergleich der Beitragsentwicklung hat sich für die Jahre von 2004 bis 2024 ergeben: die Beiträge der GKV sind um durchschnittlich 3,2% je Versicherten pro Jahr und bei der PKV um 2,8% je Versicherten pro Jahr gestiegen. Also liegt die PKV bei der durchschnittlichen langfristigen Beitragsentwicklung sogar knapp unter der GKV.
Abschließend muss hier noch einmal darauf hingewiesen werden, dass sich die Beiträge für PKV und GKV unterschiedlich berechnen. Bei der PKV ist der Beitrag von Alter, Gesundheitszustand und den Leistungen von jeweiligen Tarifen abhängig, bei der GKV wird der Beitrag prozentuell vom Einkommen errechnet. D.h. je mehr ich verdiene, desto mehr zahle ich für die GKV, bis zur Beitragsbemessungsgrenze von 5.775 € monatlich, darüber gibt es dann auch, wie schon erwähnt, die Möglichkeit sich freiwillig in der PKV versichern zu lassen.
Das deutsche Ärzteblatt schreibt zur PKV für Ärzte im Vergleich zur GKV:
„Bei freiwillig GKV-Versicherten liegt der durchschnittliche Höchstbeitrag jetzt erstmals im vierstelligen Eurobereich pro Monat. Die private Krankenversicherung (PKV) frohlockt. Insbesondere für freiwillig GKV-Versicherte ohne Kinder ist es seit Juli deutlich teurer geworden. So stieg der durchschnittliche Höchstbeitrag für die gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung von 977,56 Euro auf 1.007,49 Euro.“
Da Mediziner zu den Besserverdienenden gehören, kann die GKV häufig deutlich teurer sein als die PKV, besonders wenn die Möglichkeit besteht, von einem Ärztetarif nutzen zu machen. Die pauschale Aussage, dass die PKV für Ärzte sehr viel teurer als die GKV ist, sollte sehr kritisch betrachtet werden.